"COPD-Patienten profitieren massgeblich von der Grippeimpfung"
Fachpersonen empfehlen Menschen mit einer chronischen Lungenerkrankung wie COPD, sich gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen. Der Lungenfacharzt Dr. med. Stephan Wieser erklärt im Interview mit LUNGE ZÜRICH, weshalb eine Impfung speziell für COPD-Patienten und deren Kontaktpersonen sinnvoll ist.
Stephan Wieser ist Lungenfacharzt im Stadtspital Waid.
Haben COPD-Patienten durch die Grippeimpfung einen Vorteil?
Ja, die Impfung vermindert schwere Grippeverläufe oder gar Todesfälle bei Patienten mit COPD. Sie hilft dem Immunsystem bereits vor der Grippesaison, die körpereigene Abwehr gegen die Grippeviren aufzubauen. Die Nebenwirkungen der Impfung wie lokale Rötung oder gelegentlich kurzes Fieber sind viel geringer, als das Risiko ernsthafter Komplikationen bei einer Grippeerkrankung.
Wie wirkt sich die Grippe bei COPD Patienten aus?
Neben der starken Belastung und Schwächung des ganzen Körpers besteht aufgrund der COPD ein erhöhtes Risiko für eine Grippe-Lungenentzündung, welche meist schwer verläuft. Auch können Lungenattacken, im medizinischen Jargon Exazerbationen genannt, durch Grippeviren ausgelöst werden. Die bereits durch die COPD eingeschränkte Atmung kann in beiden Fällen zusätzlich stark erschwert werden.
Ist die Grippeimpfung auch für das Umfeld sinnvoll?
Ja, auf jeden Fall. Das Risiko für Lungenkranke lässt sich minimieren, wenn sich auch das Umfeld gegen die Grippe schützt. Dies gilt vor allem für Personen, welche privat oder beruflich engen Kontakt mit den Risikopersonen haben. Neben Familienangehörigen sollten sich somit auch Pflegefachpersonen und Ärztinnen und Ärzte impfen lassen.
Sie sollten sich impfen, wenn:
- Sie an einer chronischen Erkrankung wie COPD oder Asthma leiden.
- Sie älter als 65 Jahre sind.
- Sie in einem Alters- oder Pflegeheim oder in Einrichtungen für Personen mit chronischen Erkrankungen leben oder arbeiten.
- Sie einem erhöhten Komplikationsrisiko bei einer Grippeerkrankung ausgesetzt sind.
Bietet die Impfung einen vollkommenen Schutz gegen eine Erkrankung?
Das Restrisiko einer Erkrankung bleibt beim einzelnen Patienten bestehen. Da der Impfstoff bereits frühzeitig entwickelt werden muss, können sich die Viren noch während mehrerer Monate verändern. Auch gibt es viele andere Viren und Bakterien, die sich ähnlich wie eine Grippe auswirken können. Wer davon betroffen ist, meint fälschlicherweise oft, dass die Impfung nicht wirkt.
Wie unterscheidet sich die Grippe von einer Erkältung?
Die Grippe befällt meist ebenfalls die Atemwege, verursacht aber viel schneller viel heftigere Symptome. Oft dauert der Krankheitsverlauf bis zu zwei Wochen, häufig kommt es zu Komplikationen.
Gibt es ausser der Impfung weitere Tipps, um sich gegen die Grippe zu schützen?
Ja, waschen Sie sich regelmässig und gründlich die Hände mit Wasser und Seife. Wichtig ist auch, andere vor einer Ansteckung zu schützen. Niesen oder husten Sie in ein Papiertaschentuch oder in die Armbeuge, um die Verbreitung der Viren zu verhindern. Bleiben Sie bei Grippesymptomen zu Hause, bis die Symptome abgeklungen sind.
Wann ist der beste Zeitpunkt für die Grippeimpfung?
Der optimale Zeitpunkt ist zwischen Mitte Oktober und Mitte November. So ist das Immunsystem bereit für die Grippeepidemie, welche meist zwischen Ende Dezember und Anfang März grassiert. Eine Impfung ist auch noch sinnvoll, wenn sie später als im November durchgeführt wird.
Kurzfilmreihe «Le Court du Jour» zum Thema Grippe
In der Kurzfilmreihe «Le Court du Jour» zum Thema Grippe erfahren Sie Spannendes über das Virus, seine Geschichte und die Prävention. Die Kurzfilme wurden produziert von Radio Télévision Suisse RTS und realisiert von Rec Production mit Unterstützung des BAG.