Innovationen im Bereich Schlafapnoe
Die wirksamste Behandlungsmöglichkeit bei Schlafapnoe ist die nächtliche Überdruckbeatmung mit Atemmaske, die sogenannte CPAP-Therapie. In den vergangenen Jahren ist die Entwicklung der CPAP-Geräte weit fortgeschritten und die Geräte werden immer anwendungsfreundlicher. LUNGE ZÜRICH hat drei führende Anbieter von CPAP-Geräten über die Innovationen in der Therapie von Schlafapnoe befragt.
Was war in den vergangenen fünf Jahren der grösste Fortschritt im Bereich der CPAP-Therapie?
Erich Reithaar, Geschäftsführer Löwenstein Medical Schweiz AG (ER): Die grössten Fortschritte liegen in der stetigen Verbesserung der Algorithmen zur Erkennung von nächtlichen Atmungsereignissen und die sich hieraus ergebenden Optionen für eine noch intelligentere Steuerung des Therapiegerätes, zum Beispiel das Telemonitoring, also die Anpassung und Auswertung der Einstellungen aus der Ferne.
Wie unterscheiden sich die verschiedenen Beatmungsmöglichkeiten wie BiPAP nCPAP oder APAP voneinander?
Dr. Markus Toscan, Managing Director Sleep & Respiratory Care Philips AG Respironics (MT): Beim CPAP, was für Continuous Positive Airway Pressure steht, wird dem Patienten ein konstanter Druck verabreicht, beim APAP – Automatic Positive Airway Pressure – wird der Druck automatisch den Bedürfnissen der Patienten angepasst, während beim BiPAP – Bilevel Positive Airway Pressure – sowohl ein Druck beim Einatmen wie auch ein Druck beim Ausatmen eingestellt wird. Welches Gerät für den Patienten am besten geeignet ist, wird im Gespräch mit dem behandelnden Arzt festgelegt.
Viele Geräte verfügen mittlerweile über eine Wachphasenerkennung. Welchen Nutzen bringt diese Funktion?
Giuseppe Ferdinando Liuzzo, Country Manager ResMed Schweiz GmbH (GL): Patienten benötigen oft höhere Drücke, um alle ihre Atemaussetzer zu vermeiden. Mit einem solch hohen Druck einzuschlafen, ist jedoch nicht unbedingt angenehm. Deshalb hat man früher eine fixe Einschlafzeit von meist 30 Minuten eingestellt, während derer die Drücke nicht angehoben wurden. Mit der fix festgelegten Einschlafzeit war es jedoch möglich, dass Patienten, die schnell eingeschlafen sind, über diesen bestimmten Zeitraum nicht therapiert worden sind. Mit der Wachphasenerkennung ist dies nicht mehr der Fall. Aufgrund des Atemmusters erkennt das Gerät, wann der Patient eingeschlafen ist, und startet dann sofort mit der Therapie.
Neben dem Gewicht und der Lautstärke der Geräte spielt auch die Maske eine wesentliche Rolle für eine angenehme Therapie. Inwiefern konnte diese weiterentwickelt werden?
GL: Die Maske schafft die Verbindung zwischen Patient und Gerät und ist somit massgeblich am Erfolg beziehungsweise Misserfolg der Therapie beteiligt. Die Maske an sich scheint nicht viel Platz für Innovation zu lassen. Dennoch konnten wir den Komfort in den vergangenen Jahren massgeblich verbessern, beispielsweise durch neue Materialien, die sich besser der Gesichtsform anpassen.
MT: Die neuesten Masken sind nicht nur leiser, sondern auch bequemer und führen deshalb zu immer weniger Druckstellen. Zunehmend wird auch auf eine modulare Bauweise gesetzt, damit der Patient seine Maske selbst flexibler gestalten kann.
Wie wird sich die Therapiekontrolle in den nächsten Jahren verändern, bzw. welche Veränderungen konnten Sie in den vergangenen fünf Jahren bereits feststellen?
ER: Seit einigen Jahren werden zunehmend auch während der Behandlung aufgezeichnete Daten aus den Therapiegeräten genutzt, um den Behandlungserfolg zu dokumentieren. Bei der ärztlichen Weiterbetreuung kann dies eine sinnvolle Ergänzung zur Untersuchung vor Ort darstellen. Im Falle grösserer Probleme mit der Therapie wird jedoch eine erneute Untersuchung im Schlaflabor unverändert die medizinisch beste Wahl sein.
Welche Bestrebungen laufen, um Anwendungsfehler der Patienten zu vermeiden?
GL: Gewisse neue Software-Systeme haben bereits integrierte Aktionspläne und realisieren beispielsweise, wenn ein Patient über einen längeren Zeitraum hohe Leckagen aufweist oder das Gerät nicht mehr verwendet. Via Telemonitoring wird dann beim Home-Care-Anbieter wie zum Beispiel LUNGE ZÜRICH ein Signal gesetzt, sodass sich die entsprechenden Mitarbeitenden spezifisch beim Patienten melden und nachfragen können, ob es Probleme mit der Maske gibt.
Wo legen Sie den Fokus bei Ihren Innovationsbestrebungen?
MT: Einerseits legen wir den Fokus auf patientenfreundliches Design, welches vom Medizin- hin zum Lifestyle-Produkt geht. Andererseits soll eine einfache und intuitive Handhabung die Nutzung vereinfachen und das Gerät möglichst vielseitig einsetzbar sein. Das Telemonitoring wird laufend weiterentwickelt und verbessert.
ER: Unser Fokus liegt derzeit auf der Verbesserung der Therapiedruck-Steuerung sowie auf der Entwicklung von telemedizinischen Lösungen und noch komfortableren Masken.
MT: Wir legen den Fokus auf patientenfreundliches Design und intuitive Handhabung der Geräte.
Welche Wünsche erhalten Sie von Ihren Patienten?
GL: Die Patienten wünschen sich komfortablere und einfachere Masken, die Leckagen sozusagen selber beheben. Sie möchten kleinere Geräte, die sie überall mitnehmen können. Die Patienten möchten aber auch Alternativen, sei es, weil sie eine kleine Ferienlösung suchen oder weil sie die CPAP-Therapie nicht tolerieren. Unsere Arbeit ist geprägt von den Wünschen unserer Patienten, aber auch von den Wünschen der Ärzte und der Lungenligen.
Welche Vision leitet Sie in Ihrer täglichen Arbeit?
ER: Wir möchten unsere Produkte und Dienstleistungen stetig qualitativ verbessern, um eine noch bessere Versorgung von Patienten mit respiratorischen Störungen zu ermöglichen.
MT: Das Leben unserer Patienten verbessern.
GL: Unsere Vision ist, dem Patienten, aber auch dem HomeCare-Anbieter eine massgeschneiderte Lösung zu bieten. Ein Produkt muss jeden Anwender seine Krankheit vergessen lassen.
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